Der reformierte Protestantismus in den Niederlanden und in Deutschland im 20. Jahrhundert - Signaturen, Beziehungen, Differenzen, Wechselwirkungen

  • Tagung:

    Der reformierte Protestantismus in den Niederlanden und in Deutschland im 20. Jahrhundert - Signaturen, Beziehungen, Differenzen, Wechselwirkungen

  • Tagungsort:

    Internationales Evangelisches Tagungszentrum Auf dem heiligen Berg, Wuppertal, Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel

  • Datum:

    22./23. November 2018

  • Referent:

    u. a. Prof. Dr. Rolf-Ulrich Kunze

  • Rolf-Ulrich Kunze

    Reformierte Politik in den Niederlanden und der Bundesrepublik seit 1945.

    Ein Problemaufriss und zwei Beispiele zum Verhältnis von Theologie und Politik

    Wuppertal, 22./23.11.2018

     

    Das weitläufige Thema Theologie und Politik hängt in der niederländischen Gesellschaftsgeschichte seit 1945 u. a. mit den Prozessen der Entsäulung und Milieuerosion zusammen, aber auch mit der erstaunlichen linksprogressiven Neuerfindung der konservativ-reformierten Milieuparteien in den Niederlanden seit den 1960er Jahren. Ein weiterer, mentalitätsgeschichtlich in den Niederlanden aber in wesentlich anderer Richtung als in der Bundesrepublik wirksamer Faktor ist der reformierte Beitrag zur Rezeption des Club-of-Rome-Berichts über die Grenzen des Wachstums von 1972. In den Niederlanden fielen die Reaktionen global-, vor allem entwicklungspolitischer und wohlfahrtsstaatlicher aus bei als der vor allem auf die umwelt- und friedenspolitische ,Bewahrung der Schöpfung’ abstellenden EKD, in deren Stimmenkanon dabei von Anfang an auch die deutsch-deutschen Sonderbeziehungen an der Systemgrenze eine Rolle spielten.

     

    Bequem und konsensfördernd ist dieses Thema weder im Blick auf die politische Kultur der Niederlande noch der Bundesrepublik: Der neu-progressive Zug in der reformierten Parteienlandschaft hat zunächst keine Wende bezüglich der geschichtspolitischen Mainstreaminterpretation des ,Heldenvolks’ der Besatzungszeit gebracht. Das brachte erst die zeithistorisch-publizistische Debatte um grijs verleden, angestoßen durch Chris van der Heijden 2001.

     

    Auch die geschichtspolitischen Wenden in der Bundesrepublik wird man kaum als linksreformatorisch inspiriert bezeichnen können, am allerwenigsten die berühmte Rede Bundespräsident Richard von Weizsäckers zum 8. Mai 1985, deren Berühmtheit psychologisch vielleicht auch damit zusammenhing, dass er als erster öffentlich auch alle deutschen Opfergruppen in Verbindung mit den anderen Opfern nannte.

     

     

    "Der reformierte Protestantismus in den Niederlanden und in Deutschland im 20. Jahrhundert
    Signaturen,
    Beziehungen,
    Differenzen, Wechselwirkungen
    Tagung
    am 22. und 23. November 2018
    Auf dem heiligen Berg
    Internationales Evangelisches Tagungszentrum
    Wuppertal

     

    ORGANISATION
    Archief- en Documentatiecentrum Kampen/Theologische Universiteit Kampen
    Gesellschaft für die Geschichte des reformierten Protestantismus e.V.
    Historisch Documentatiecentrum voor het Nederlands Protestantisme vu Amsterdam
    Johannes a Lasco Bibliothek Emden
    (...)


    PROGRAMM
    Die Konferenzsprachen sind niederländisch, deutsch und englisch.

     

    Donnerstag, 22. November 2018
    Morgen
    10.30 Besuch der Barmen-Ausstellung (Führung: Martin Engels)
    12.30 Mittagessen (in der Gemarker Kirche)
    Nachmittag
    14.00 Begrüßung und Einführung
    Hauptvorträge
    14.15 Die deutsche protestantische Theologie im 20. Jahrhundert aus der Sicht der niederländischen Reformierten (Kees van der Kooi)
    15.15 Die reformierten Niederlande in der Wahrnehmung der deutschen Reformierten (Hans-Georg Ulrichs)
    16.00 Pause
    16.30 ‘German connection’ van J.H. Gunning Jr. (1829-1905) (Albert de Lange)
    17.00 ‘Made in Germany’: Dutch Liberal Protestantism and its Relationship with German-Speaking Europe until 1940 (Tom-Eric Krijger)
    17.30 Die Barmen-Rezeption in den Niederlanden (Koopmans-Barth) – (Niels den Hertog)
    18.00 Abendessen
    Abend
    19.30 Begegnung und Widerstand. Pfarrer im Grenzverkehr am Vorabend des Zweiten Weltkrieges (J.D.Th. Wassenaar)
    20.00 Der Einfluss von Karl Barths frühe Homiletik (ab 1922) auf K.H. Miskottes ‘Das Wagnis der Predigt’ (1941/1948) (Jantine Nierop)

     

    Freitag, 23. November 2018
    Morgen
    9.00 Deutsche Studenten im niederländischen Kampen: Wechselseitige Schärfung und Erweiterung von Perspektiven hinsichtlich Politik und Geschichte (Berthold Bloemendal)
    9.30 Arnold van Ruler und Jürgen Moltmann (Dirk van Keulen)
    10.00 Bonhoeffer in den Niederlanden (George Harinck)
    10.30 Pause
    11.00 Reformierte Politik in den Niederlanden und der Bundesrepublik (1949-1982). Ein Problemaufriss zum Verhältnis von Theologie und Politik (Rolf-Ulrich Kunze)
    11.30 ‘Mit keiner anderen Waffe als der Überzeugung’: Protestantisches zivilgesellschaftliches Engagement in Deutschland und den Niederlanden im 20. Jahrhundert (Peter van Dam)
    12.00 Mittagessen
    Nachmittag
    13.00 Ökumene / Haltung zum Kommunismus (Jurjen Zeilstra)
    13.30 Zwischen Konfessionalismus und Ökumene
    (rec/warc). Differenzen zwischen niederländischen und deutschen Reformierten – bis Accra (Douwe Visser)
    14.00 The Benefit of the Divine Appointment of the State: Religion, Law and Politics (Leon van den Broeke)
    14.30 Pause
    15.00 Der ‘reformierte Lutheraner’ Hans Joachim Iwand und die reformierten Niederlande (Gerard den Hertog)
    15.30 Israel und Kirche: Duits-Nederlandse samenwerking in de christelijke kibboets Nes Ammim in Israel na 1957 (Gert van Klinken und Thomas Kremers)
    16.30 Besuch der Niederländisch-reformierten Gemeinde Wuppertal mit Abendessen (Jan-Henry Wanink)
    Kohlbrügge im 20. Jahrhundert – ein Verbindungsglied zwischen niederländischen und deutschen Theologen? (Georg Plasger)
    Ende der Tagung mit dem Abendessen

     

    In den Niederlanden, die früher als ‘reformierte Nation’ galten, stellte sich der reformierte Protestantismus kirchlich und theologisch vielfältig dar, während er sich in Deutschland gerade auch im 20. Jahrhundert stets in der Minderheit vorfand und sich konfessionell bedrängt fühlte. Trotz dieser geradezu gegensätzlichen Situierung war man füreinander besondere Partner und stand im regen Austausch. Die deutschen Reformierten beobachteten mit einiger Bewunderung die niederländische Mehrheitskonfession und die niederländischen Reformierten nahmen theologische Anstöße aus Deutschland und dem deutschen Sprachraum auf. Auch politisch-gesellschaftlich tauschte man sich aus und engagierte sich vergleichbar.
    Die Tagung geht den Signaturen des reformierten Protestantismus genauso nach wie den Beziehungen zwischen Deutschland und den Niederlanden mit ihren Wechselwirkungen und auch Differenzen." (Quelle: Tagungsflyer)